Überhang von Zweigen auf unser Grundstück

[SchmidtAnne_01]

Hallo @ Forumsmitglieder!

Wir haben aktuell größere Probleme mit unserem Nachbar, ich würde mir gern eine Meinung einholen inwiefern meine Möglichkeiten rechtlich gesehen sind.

Seit 2013 besitzen wir eine FeWo an der Mecklenburgischen Seenplatte, diese steht auf einem kleinen Grundstück mit wenig Baumbewuchs.
Unser direkter Nachbar ist jedoch im Besitz einiger Apfel- sowie Nussbäume, oft hat er uns auch mal einen Korb oder zwei seiner Ernte rübergegeben, worüber sich die Gäste natürlich gefreut haben.
Die Bäume sind schon recht alt und demnach auch groß, ein paar stehen teilweise direkt am Zaun.
Nun haben wir ihn im vorigen Jahr darauf hingewiesen dass seine Äste schon sehr weit zu uns rüber ragen, was den eh schon kleinen Garten noch kleiner macht und so die Möglichkeit von Sitzgelegenheiten kleiner werden lässt.
Unserer Bitte auf Kürzung der Äste kam er nicht nach, auch in diesem Jahr nicht.

Nun fühlen wir uns langsam gestört und auf gut deutsch gesagt auch ein bisschen veräppelt, da er uns rigoros ignoriert.
Wir haben kaum Möglichkeit den Gästen ein paar nette Gelegenheiten zum draußen verweilen zu geben und fühlen uns durch die Äste nun noch mehr eingeschränkt.
Welche rechtlichen Möglichkeiten gäbe es die ihn dazu zwingen die Äste zu entfernen?
Oder ist dies ein Sachverhalt den wir hinnehmen müssten?

Ichbitte um kurze Aufklärung falls jemand mit diesem Thema bereits vertraut ist oder aus beruflichen Gründen rechtliche Ratschläge geben kann.

[Tapetenwechsel]

Herzlich willkommen im Forum Anne!

Klingt erstmal ziemlich unangenehm was du so erzählst, kann mir vorstellen dass es dich stresst, vor allem wenn der Nachbar - leider - uneinsichtig ist.
Beruflich arbeite ich im juristischen Bereich und bin nebenbei auch Besitzer einiger FeWos, ich hoffe dir ein bisschen Klarheit verschaffen zu können mit einem Einblick in die aktuelle Gesetzeslage.

Der Paragraf § 910 im BGB tätigt zu deinem Sachverhalt folgende Aussage:

§ 910 BGB

"§ 910 BGB – Überhang
(1) 1Der Eigentümer eines Grundstücks kann Wurzeln eines Baumes oder eines Strauches, die von einem Nachbargrundstück eingedrungen sind, abschneiden und behalten. Das Gleiche gilt von herüberragenden Zweigen, wenn der Eigentümer dem Besitzer des Nachbargrundstücks eine angemessene Frist zur Beseitigung bestimmt hat und die Beseitigung nicht innerhalb der Frist erfolgt.
(2) Dem Eigentümer steht dieses Recht nicht zu, wenn die Wurzeln oder die Zweige die Benutzung des Grundstücks nicht beeinträchtigen."
Quelle:


Die "Zuführung unwägbarer Stoffe" zum Beispiel fällt unter die Duldungspflicht**, denn solche Einwirkungen kann man als Eigentümer nicht verhindern, da sie die Nutzung des Grundstücks nur unmaßgeblich beeinträchtigen.
Wenn es sich wie bei dir allerdings um Zweige handelt sieht der Gesetzgeber Folgendes vor (ich zitiere):

"Überschreitet die Einwirkung aber bestimmte Grenzwerte, so liegt in der Regel keine unwesentliche Beeinträchtigung mehr vor (vgl. § 906 Abs. 1 S 2 BGB).
Unterlässt Ihr Nachbar diese Einwirkungen nicht, so steht Ihnen der in § 1004 BGB festgelegte Beseitigungs- bzw. Unterlassungsanspruch zu: Wenn das Eigentum in anderer Weise als durch Entziehung und Vorenthaltung des Besitzes beeinträchtigt wird, so können Sie als Eigentümer von dem Störer die Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen.
Kommen weitere Beeinträchtigungen hinzu, kommt eine Unterlassungsklage infrage."
Quelle:


**siehe auch ->



Ich würde dir in deinem Falle raten nochmal das Gespräch mit deinem Nachbar zu suchen, jedoch auch ganz klar auf die Gesetzeslage verweisen.
Außergerichtliche Einigungen sind für alle Parteien deutlich stressfreier, sollte es jedoch weiterhin zu keiner Übereinkunft kommen und dein Geschäft (hier: Vermietung von FeWo) dadurch nachträglich beeinträchtigt werden solltest du einen Anwalt hinzuziehen.
Die Kosten werden bei Einigung zu deinen Gunsten vom Angeklagten übernommen.

[Tapetenwechsel]

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